Montag, 3. Dezember 2007
Russische Zustände
Die Russischen Wahlen sind gestern zu ihrem Ende gelangt und nach den Berichten mehrerer Fernseh- und Radiosender und verschiedener Zeitungen geschah dies nicht ganz so demokratisch wie sich das der ein oder andere gewünscht hätte. Mit diesen Gedanken machten wir uns heute morgen, ähnlich wie viele weitere Studenten, auf, um erneut unsere Meinung zur aktuellen Situation unserer Universität zu äußern. Angesetzt war eine geheime Wahl für alle Studenten, um sich für oder gegen die Wiederaufnahme des Universitätsbetriebs auszusprechen. Eine schöne Sache, wenn man demokratisch seine Meinung äußern darf, da lässt man sich nicht zwei Mal bitten. Weniger schön wird die Sache dann, wenn jeder kompromissbereite Student nicht nur an der Wahl, also der Meinungsäußerung, sondern alleoine schon am Betreten des Wahlbüros gehindert wird. Gehindert wurden wir, und das ist es was das ganze so absurd macht, von den Studenten, die gegen die Wiederaufnahme des Uni-Betriebs sind.
Da mag man ihnen doch laut zurufen: "Wählt doch einfach dagegen!" Aber eine Partei, die die Wahlen blockiert, scheint sich ihrer Niederlage wohl schon vorher bewusst zu sein. Aber ist das noch demokratisch? Das ganze wird langsam zur Farce. Es scheint schon garnicht mehr um den Gesetzesentwurf der französischen Regierung, der den Universitäten erlaubt, sich von Unternehmen unterstützen zu lassen, zu gehen. Nach der letzten elektronischen Wahl war die Meinung der Studenten, die mit ca. 60% für die Wiederaufnahme des Uni-Betriebs stimmten, eindeutig. Dass die blockierenden Studenten dieses Ergebnis anfochten, ist eine ganz eigene Sache, aber dass sie nun die Wahl an sich blockieren ist nicht nur sehr ärgerlich für die Mehrzahl der Studenten, sondern auch äußerst bedenklich für den demokratischen Gedanken an sich.
Dass man sich für seine Rechte stark machen soll und muss ist eine Selbstverständlichkeit, aber diese Freiheit besteht schließlich nur so lange, bis die Freiheit des anderen dadurch eingeschränkt wird. Eine komplizierte Situation. Jetzt, meine ich, ist das Universitätspräsidium gefragt, das bisher nur sehr zögerlich, mit temporärer Schließung der Universität und mehreren bösen Mails, reagiert hat. Allerdings wurde den protestierenden Studenten die Möglichkeit angeboten, bei laufendem Uni-Betrieb, mehrere Orte innerhalb des Campus zum Protest zu nutzen. Weiterhin finden Demonstrationen an verschiedenen Orten in der Stadt statt. Die Öffentlichkeit bekommen sie, die Aufmerksamkeit haben sie. Nun ist es an der Zeit, sich zu positionieren. Geht es hier nur um die Blokade als Selbstzweck? Oder geht es um die Zukunft der Studenten? Mittlerweile ist durch den nun schon knapp vierwöchigen Unterrichtsausfall auch die Wertigkeit des Semesters für die französischen Studenten in Gefahr, was sicherlich die wenigsten hier freuen dürfte. Dass das die Blockierenden nur periphär interessiert, da nur ein geringer Teil davon Studenten zu sein scheinen, ist nur ein weiterer Grund zur Verärgerung. Der Schaden, der von den Unis abgewendet werden soll, wird ihnen von solchen Methoden zugefügt. Wir sind hier nun sehr gespannt, wie die Universitätsführung auf diese weitere Blockade reagieren wird und ob sich die Mehrheit der Studenten das noch lange gefallen lassen wird. Wir halten euch auf jeden Fall auf dem Laufenden.

Gebt die Unis nicht den Unternehmen, aber lasst sie doch bitte den Studenten.

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